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Der Dalai Lama in unserem Wohnzimmer

Wisdom of Happiness/ Manuel Bauer
Wisdom of Happiness/ Manuel Bauer

Neuer Kinofilm über die Botschaft des Dalai Lama

Der Film „Weisheit des Glücks“, der ab 7. November 2024 in die Kinos kommt, gibt Einblicke in die Gedankenwelt des Dalai Lama und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder aus seinem Leben. Ein Film über die Kraft des Geistes und die Bedeutung von Mitgefühl und Kooperation, gerade in der heutigen Zeit.

Innere Ruhe, tiefes Wohlergehen und Gelassenheit, nach denen sich so viele Menschen sehnen, werden uns nicht geschenkt und entstehen nicht einfach so, sondern sind die Frucht mentalen Trainings. Das ist die Hauptbotschaft des Dalai Lama, die dieser neue Kinofilm aufgreift und vertieft.

Und obwohl seine Gedanken vom Buddhismus beeinflusst sind, spielt die Religion in diesem Film keine Rolle. „Es geht nicht um Gott, um das nächste Leben, sondern darum, wie wir einen friedlichen Geist entwickeln“, so der Friedensnobelpreisträger.

Im Mittelpunkt des 90-minütigen Dokumentarfilms von Barbara Miller, Philip Delaquis und Manuel Bauer in Zusammenarbei mit Richard Gere und Oren Moverman stehen Gespräche mit dem Dalai Lama, in denen er seine Gedanken zum Guten Leben darlegt. Die Fragen sind herausgeschnitten worden, daher mutet es an wie eine längere spirituelle Unterweisung. Dabei ist die Kamera direkt auf das Gesicht des Dalai Lama gerichtet, sodass er die Zuschauerinnen und Zuschauer direkt anschaut, ja ihnen förmlich ins Gewissen redet.

Unterlegt werden die Worte des Dalai Lama mit teils emotionalen Bildern, etwa von Blitz und Donner, wenn er die Nachteile des Hasses schildert, oder von Plastikmüll im Meer, wenn er das Hängen an materiellen Dingen thematisiert. Nicht immer sind die Bilder stimmig; manchmal scheinen sie der positiven Botschaft zu widersprechen.

Nebenbei zeichnet die 90-minütige Dokumentation auch wichtige Stationen seines Lebens nach – mit bisher unveröffentlichten Bildern, zum Beispiel mit seiner Mutter in Tibet, der Flucht aus seiner Heimat im Zuge der chinesischen Besatzung oder aus seiner ersten Zeit in Indien, wo er in den Bergen gewandert ist.

Die ersten Jahre in Indien, so seine eigene Aussage, waren nicht nur von Verlust und Trauer geprägt, sondern bedeuteten für den jungen Mann auch Freiheit. Er konnte ausbrechen aus den engen Rollen und Erwartungen, die seine tibetische Tradition vorschrieb, Englisch lernen, mit Menschen anderer Kulturen und Religionen zusammentreffen, sich der Wissenschaft widmen und seinen Horizont erweitern.

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Wir haben die Verantwortung zusammenzuarbeiten

Erstaunlich ist seine Aussage: “Ich habe nie negative Gefühle wie Hass gegenüber chinesischen Hardlinern empfunden.“ Wenn man sich klar macht, wie viel Zerstörung diese in Tibet angerichtet haben, scheint dies kaum vorstellbar. Dahinter steckt die tiefe Überzeugung: Wenn man auf Leiden mit Wut reagiert, entsteht noch mehr Leiden.

Nur der Weg der Gewaltlosigkeit bringe inneren und äußeren Frieden, sagt daher der Dalai Lama. Dass dies nicht bloße Worte sind, sondern Richtschnur seines Handelns, beweist sein eigenes Leben und die ständige Bereitschaft, mit den Verantwortlichen in China in Dialog zu gehen – jedoch ohne Resonanz. Das löste aber in dem buddhistischen Mönch keine Bitterkeit aus, sondern Mitgefühl.

Das ist das Besondere an dem Film: Er zeigt, welche Früchte mentales Training hervorbringen kann und wie sehr der Dalai Lama seine Ideale lebt und seinen Worten Taten folgen ließ. 1989 erhielt er für sein Bemühen um Dialog und eine friedliche Verständigung mit der chinesischen Regierung Friedensnobelpreis und wurde über Nacht bekannt.

Heute ist der Dalai Lama weniger in der Öffentlichkeit präsent, nächstes Jahr wird er 90 Jahre alt. Eine gute Gelegenheit für alle, die ihn schätzen, ihm über diesen Film zu begegnen und sich von ihm inspirieren zu lassen. Dabei geht es nicht nur um das persönliche Wohl: „Die Klimakrise ist ein ernstes Problem. Unsere Verantwortung auf der Erde ist, zusammenzuarbeiten.“

Meditation und Selbstkultivierung sind demnach kein Selbstzweck. Sie sind dazu gedacht, so in der Welt zu handeln, dass man weniger Schaden anrichtet und mehr zum Wohle des Ganzen beiträgt. „Die Erde ist unser einziges Zuhause“, wir sollten es schützen.

Oder wie Mitproduzent Richard Gere es idealistisch ausdrückt: “`Weisheit des Glücks´ ist ein außergewöhnlicher Film, von dem wir hoffen, dass er unser Denken und Fühlen gegenüber uns selbst und all jenen, mit denen wir diesen wundervollen Planeten teilen, tiefgreifend verändern wird.”

Birgit Stratmann

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