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Apps für Meditation boomen

Chiociolla/ shutterstock.com
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Die Entwicklungen im Überblick

Die Digitalisierung schreitet auch im Bereich Gesundheit und Meditation voran. Rund 1000 Apps sollen die Meditation unterstützen und Schlaf fördern, intiiert von Unternehmen und Krankenkassen. Gerald Blomeyer gibt einen Überblick über das Marktgeschehen: von Headspace über Calm bis Insight Timer.

Die scheinbar endlose Corona-Pandemie belastet auch die psychische Gesundheit von Menschen auf der ganzen Welt. Wir brauchen andere Formen der Kommunikation und Hilfen, um uns zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Virtuelle Angebote boomen. Sie müssen nicht mehr heruntergeladen, sondern können gestreamt werden. Als App begegnen sie uns überall, wo wir sind: auf dem Handy.

Angeführt wird die Liste der am meisten heruntergeladenen Apps vom Videokonferenz-Tool Zoom und der Luca-App. Das Streaming von Musik, Büchern, Spielen, Filmen und die Nutzung von Email-Diensten und sozialen Medien hat gigantisch zugenommen. Bankfilialen schließen, während die Onlinebanking-Apps boomen.

Auch im Gesundheitssektor schreitet die Digitalisierung voran, die Verbindung von Internet und Medizin wird zu „E-Health“. Patienten sollen schneller und besser versorgt werden. Die ersten „Digitalen Gesundheitsanwendungen“ (kurz: DiGA), werden seit Oktober 2020 von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet.

Ähnlich wie eine Gehhilfe oder ein Medikament wie Insulin gibt es jetzt „Apps auf Rezept“. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Es sind „Medizinprodukte niedriger Risikoklasse, deren Hauptfunktion wesentlich auf digitalen Technologien beruht.“

Derzeit zugelassen sind z.B. „Tinnitracks“, eine App zur Behandlung von Tinnitus, „Novego“ gegen depressive Symptome, und die Meditations-App 7Mind. Diese soll helfen, Stress zu bewältigen sowie unsere Produktivität, unser Glücksempfinden und gute Beziehungen fördern.

Die deutsche App 7Mind wurde 2014 gegründet, 1,5 Millionen User haben sie bisher genutzt. Die Südwestdeutsche Medienholding übernahm die App 2020, als Grundstein für den Aufbau ihrer digitalen Gesundheitsplattform.

International werden enorme Summen in den Bereich der psychischen Gesundheit investiert. „Business Insider“ schätzt, dass der Sektor allein in den USA bis 2025 mehr als 25 Milliarden US-Dollar umsetzen wird.

Headspace: Der Anfang der Meditationsapp

Headspace begann 2010 als Eventagentur, die beliebte Vorträge über Achtsamkeit in London veranstaltete. Im Jahr 2012 wurde die erste Version der Headspace-App veröffentlicht, die Meditation und Achtsamkeit weniger ernst und sogar unterhaltsam macht. Das gilt als Beginn der Achtsamkeitsbewegung im digitalen Raum.

Anfangs fragten die Investoren, warum jemand Geld für Meditation ausgeben sollte, wenn Youtube hunderte von Stunden kostenlos anbietet. Es ist wie bei Netflix: Youtube bietet ebenfalls Hunderte von Stunden an Filmen an, aber die Leute abonnieren Netflix wegen des besonderen Inhalts. Die Meditationsapps müssen einerseits den Inhalt speziell strukturieren und anderseits immer wieder neue Angebote schaffen.

Meditation wurde dazu in passgenaue Videos, Audios und Übungen unterteilt. Der Mitbegründer Andy Puddicombe, ein ehemaliger buddhistischer Mönch, spricht die meisten Meditationen in Englisch selbst. Bisherige Studien belegen, dass die App nach zehn Sitzungen das Wohlbefinden und die Arbeitszufriedenheit der Nutzer steigert sowie Stress und Reizbarkeit reduziert.

Der große Durchbruch kam 2013, als Puddicombe einen Vortrag im TED-Salon hielt: „Zehn bewusste Minuten genügen schon“. Das Video wurde inzwischen 13 Millionen mal gesehen. In Deutschland wurden bis 2019 über eine Million Abos verkauft.

2018 führte Headspace mit Hilfe von Sportpsychologen Meditation für und mit Profisportlern ein. Meditation soll zum besseren Training, zur Steigerung der Leistung der rascheren Erholung eines Athleten beitragen. Dazu werden technische und motivierende Komponenten gemischt, um z.B. Läufern zu helfen, in den Flow-Zustand zu kommen und mehr aus ihrem Training herauszuholen.

Das Motto von „Headspace for Sport“ heißt „Spitzenleistung beginnt im Geist.“ Die Konkurrenz ließ nicht auf sich warten. Um ihre Botschaft der geistigen Fitness zu stärken, kooperiert der Konkurrent Calm seit 2019 mit dem Basketballspieler von Los Angeles Laker, LeBron James. Hier lautet der Leitspruch: Wer seinen Körper unter Kontrolle haben will, muss seine Gefühle unter Kontrolle haben.

Die Expansion setzt sich fort: Headspace fusioniert mit dem On-Demand-Dienst für psychische Gesundheit „Ginger“ zum neuen Unternehmen „Headspace Health“.

Ginger bietet die psychiatrische Beratung mit virtuellen Diensten und sofortiger, persönlicher Unterstützung durch professionell begleitende Angebote an.

Die Headspace-App wurde weltweit 65 Millionen Mal heruntergeladen, hat zwei Millionen zahlende Abonnenten und wird von 600 Firmen genutzt. Das neue Unternehmen hat einen Gesamtwert von drei Milliarden Dollar und beschäftigt mehr als 800 Mitarbeiter.

Meditieren online bei der Krankenkasse

Meditieren galt früher als esoterisch. Wer heute meditieren lernen will, besucht das Online-Portal seiner Krankenkasse. Viele bieten kostenlos Achtsamkeit als „Häppchen“ (DAK), als Online-Kurs (TK) oder per Meditations-App (Barmer). Die AOK hat über 500 Videos auf ihrem Youtube Gesundheitskanal gepostet, dabei auch Anleitungen zum Meditieren.

Die riesige Zahl von Meditations-Apps im Smartphone ermöglichen es, überall und zu jeder Zeit mit Unterstützung Achtsamkeit zu praktizieren. Das spart Zeit und Wege.

Basis dieser Entwicklung sind eine Fülle wissenschaftlicher Studien zu den Wirkungen von Achtsamkeit auf die Gesundheit des Menschen. Im Fokus steht das Programm MBSR, das der Amerikaner Jon Kabat-Zinn 1979 entwickelte.

Mit seinem achtwöchigen Programm Stressbewältigung durch Achtsamkeit (MBSR) schuf er ein Übungsprogramm, mit dem man mehr Bewusstheit in den Alltag bringt, etwa indem man den Körper bewusst wahrnimmt, den Atem beoachtet und gelassener mit belastenden Gedanken und Gefühlen umgeht.

Achtsamkeitstechniken haben Patienten bei zahlreichen Erkrankungen geholfen, wie Depression, chronischen Schmerzen, Tabak- und anderen Suchterkrankungen. MBSR- Kurse werden in Deutschland nach § 20 SGB V zur Stressbewältigung von allen Krankenkassen mit 30 bis 100 Prozent bezuschusst.

Noch mehr Apps: Calm und Insight Timer

Inzwischen ist der Markt mit etwa tausend Meditations- und Schlaf-Apps hart umkämpft. Sie bieten heute weit mehr als nur Atemmeditation. Das Angebot reicht über Einschlafgeschichten, Naturklänge, Musik, Yoga, Pausen-Meditationen, Sport, Kurse und Sitzungen für den Arbeitsplatz.

Zwei kommerzielle Unternehmen führen den Markt an: Headspace und Calm. Neben der Meditation startete Calm 2016 ein Schlafprogramm. Dazu gehört klassische Musik und Ambient-Musik, darunter Kompositionen von Johannes Brahms bis Moby, sowie Einschlafgeschichten, gelesen u.a. von prominenten Schauspielen wie Matthew McConaughey und Kate Winslet, Musikern wie Harry Styles sowie Prominenten wie LeBron James und Stephen Fry.

Mit einem Angebot von Schlaf, Meditation und Entspannung hat Calm über 100 Millionen Downloads. Daneben bietet die App heute Atemübungen, Meditationen, entspannende Naturgeräusche, Einschlafgeschichten, Musik und die „Masterclasses“, eine neue monatliche Reihe von Audiokursen von wechselnden internationalen Meditationsexperten .

Die App Insight Timer, ursprünglich ein Meditationstimer, wurde 2014 von den Plowman-Brüdern gekauft. Diese schufen eine offene Plattform, auf der alles kostenlos angeboten wird. „Jeder Mensch auf der Welt soll den Zugang zu kostenlosen täglichen Meditationen haben“, lautet ihr Leitsatz.

Sie bieten die größte Meditationsbibliothek der Welt mit geführten Mediationen von Thich Nhat Hanh, Dalai Lama, Sharon Salzberg, Jack Kornfield, Eckhart Tolle, Tara Brach, Mooji und anderen führenden Meditationslehrern.

Im Oktober 2020 leitete das Model Gisele Bündchen anlässlich des Welttages der geistigen Gesundheit eine geführte Meditation mit dem Titel “Hoffnung in Zeiten der Ungewissheit”, an der mehr als 9000 Menschen teilnahmen. Für Einsteiger in die Meditation gibt es einführende Meditationen und eine Gemeinschaft, die Unterstützung anbietet.

Die 100.000 geführten Meditationen und Musiktitel stammen von 11.000 Meditationslehrerinnen und Musikern aus der ganzen Welt. Davon sind etliche geführte Meditationen auf Deutsch – immer kostenlos und werbefrei. Täglich erscheinen neue.

Rund 16 Millionen Menschen machen von dieser App in rund 800.000 einzelnen Sitzungen täglich Gebrauch. Mehr als zwei Millionen Menschen nutzen sie jeden Monat in über 40 Sprachen. Die Gemeinschaft meditiert gemeinsam in über 7.000 selbst gegründete Gruppen. Ende 2020 wurde Insight Yoga als Livestream freigeschaltet.

Foto: Heidi Scherm

Nach acht Jahren in Indien und Nepal unterrichtet Gerald Blomeyer seit 2015 Kurse zur Meditation, achtsamen Kommunikation und Buddhismus in Berlin und Hamburg. Beruflich lehrte er zehn Jahre an Universitäten und leitete 17 Jahre seine eigene PR-Agentur. Auf seiner Website finden Sie auch geführte Audio-Meditationen: www.blomeyer.berlin Eine Auswahl auch auf Insight Timer

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Mir bieten sie alle zu viel. (und auch IMHO zuviel Unsinn) Ich mag die puristische Zazen Meditation Timer app (aber man muss ein wenig im Netz suchen, um sie zu finden) Man stellt die Meditationszeit ein. Und hat dann einen Gong (oder mehrere) am Anfang und am Ende. Mehr braucht es nicht.

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