Der Tod als Lehrmeister

Cover Michael Feike

Michael Feike zeigt Wege zu lebendiger Spiritualität

Der Jungautor und Buddhist Michael Feike hat ein mutiges und aufrüttelndes Buch über Leben und Tod geschrieben. Es ist vom Buddhismus inspiriert und will besonders junge Leser auf der Suche nach Sinn und Selbstfindung unterstützen will.

Das Erstlingswerk des jungen Autors Michael Feike, 34, ist eine Entdeckung im grauen Allerlei des Büchermarkts. Für sein Leben und Werk gilt das alte Punk-Motto „Do it yourself!“ Sein Lebensentwurf ist konsequent und ohne Kompromisse.

Mit 13 wendet er sich dem Buddhismus zu, mit 15 Jahren beginnt er zu schreiben und beschließt, Schriftsteller werden. Ein Jahr vor dem Abitur schmeißt er die Schule. Bis heute verwirklicht er sein alternatives Lebensmodell und ermutigt junge Menschen zum bewussten Ausstieg aus der flüchtigen Glitzerwelt des Konsums.

Wie Goethes Faust will er genau wissen, was die Welt im Innersten zusammen hält. Existenzielle Fragen um Leben und Tod sind ihm von klein auf wichtig, da viele Menschen in seiner Familie von einer aggressiven Krebsform betroffen sind. So macht er sich schon früh auf die Suche nach dem Lebenssinn.

Virtuos und offen gibt der junge Autor sein profundes Wissen über den Buddhismus lebensnah und in moderner, teils plakativer Sprache weiter, deren Stil an manchen Stellen an Literaten und gesellschaftliche Outsider wie Charles Bukowski erinnert. Unterwegs erzählt der frühere Bandleader Feike ehrlich aus seinem wilden Leben, das bereits in jungen Jahren voller Erfahrungen mit Punk, Rock, Drogen und Meditation steckt. Der teils als qualvoll beschriebene Weg aus der Sucht macht ihn für junge Leser so glaubwürdig und authentisch.

Der Tod als Lehrmeister

Der Tod ist und bleibt sein wichtigster Lehrmeister. Daher verteilt er auf Veranstaltungen nicht nur Karten mit Hingucker-Aufschriften wie „Meditation macht schön“, sondern trägt auf der Rückseite seiner Lederjacke Botschaften wie „WE WILL DIE“.

Er selbst will erklärtermaßen kein Lehrer sein, sondern lediglich ein „Hinweisschild“. Hier ein Auszug aus seinem Buch: „Das Leben ist kostbar! Total abgefahren, dass wir existieren, … Wir sind schlafende Buddhas! Darum: Schluss mit dem Rumgetue. Wir können aufwachen. Jetzt! Es kann doch nicht darum gehen, dass man uns irgendwann ein Mausoleum über unsere Knochen baut. Wir sollten jetzt die ‘große Frage’ klären: Wollen wir Buddhas werden oder Kompost? Wir werden sterben! Egal, was wir tun, in ein paar hundert Jahren wird sich kein Arsch an unseren Namen erinnern.“

Er ermutigt, im Hier und Jetzt zu leben und endlich aufzuwachen. „Du bist nicht dein Auto, dein Konto, dein Schulabschluss, …“ rüttelt er seine Leser auf. Auch er hat lange Nächte seiner kostbaren Lebenszeit mit Fantasy-Videospielen verbracht und beschreibt den leidvollen Ausstieg aus der flüchtigen Faszination der virtuellen Welt. „Wir identifizieren uns ständig mit unseren Rollen und Erfolgen, mit unserem Status und Besitz.“ Diese Identitäten vergleicht er mit den Helden der Fantasy-Games, die alle nichtig werden, wenn wir einmal sterben.

Lebensklug zitiert der belesene Autor Weisheiten von großen buddhistischen Lehrern wie Dogen Zenji, Shunruy Suzuki, Gampopa oder Dilgo Khyentse. Er wendet sie kongenial auf unseren Lebensalltag an.

Kritisch überdenkt der Autor den Wertekanon der christlichen und buddhistischen Tradition und diskutiert Begriffe wie „Erbsünde“ und „Buddhanatur“, „Karma“ und Samsara“, „Bodhicitta“ und „Anfängergeist“. Damit ist der Inhalt tiefgründiger als die Verlagsankündigung mit dem Untertitel „Buddhismus für Lebenshungrige“ vermitteln will.

Michael Feike will etwas bewegen und einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel herbeiführen. Inwieweit Gleichaltrige seine Botschaften wirklich verstehen und seinem Fachwissen intellektuell folgen können, ist noch die Frage.

Im Vorwort schreibt der buddhistische Lehrer Ringu Tulku, er sei überzeugt, dass dieses Buch von Michael Feike sehr hilfreich für viele Menschen der jüngeren Generation im Umgang mit den Herausforderungen des Lebens sei. Und ich finde, er hat Recht.
Michaela Doepke

Michael Feike: WE WILL DIE. Buddhismus für Lebenshungrige. Arkana Verlag, München 2014. 272 Seiten, Paperback, 14,99 Euro

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare

Aktuelle Termine

Online Abende

rund um spannende ethische Themen
mit Referenten aus verschiedenen Disziplinen
Ca. 1 Mal pro Monat, kostenlos

Auch interessant

Cover Schutzbach, Frauen

Für mehr weibliche Solidarität!

Ein Buch der Soziologin Franziska Schutzbach Die Emanzipation der Frauen gelingt dann, wenn sich Frauen zusammenschließen, diesen Gedanken entwickelt Franziska Schutzbach in fünf Essays. Sie untersucht verschiedene Arten von Frauenbeziehungen und den tiefen Wunsch nach Kooperation. Ihr Buch „Revolution der Verbundenheit“ ermutigt dazu, sich an Frauen zu orientieren und nicht an Männern, um die Welt zum Positiven zu verändern.
Cover Nico Paech 2025

Zurück zur Selbstversorgung?

Aktualisiertes Buch des Postwachstumsforschers Nico Paech In der 2025 aktualisierten Neuauflage dieses Buches ruft der Wachstumskritiker Nico Paech dazu auf, die Wirtschafts- und Lebensweise zu transformieren. Denn die Ressourcen schwinden in rasantem Tempo. Es brauche regionale Selbstversorgung, mehr Zeit zum Reparieren, Gärtnern und mehr Genügsamkeit.

Newsletter abonnieren

Sie erhalten Anregungen für die innere Entwicklung und gesellschaftliches Engagement. Wir informieren Sie auch über Veranstaltungen des Netzwerkes Ethik heute. Ca. 1 bis 2 Mal pro Monat.

Neueste Artikel

Jo Gavao/ Shutterstock

Die Kirche ist vielfältiger, als man denkt

Zur Situation nach der Wahl von Papst Leo XIV. Die katholische Kirche ist die größte Organisation der Welt. Doch was wie ein einheitlicher Block erscheint, ist ein Gebilde aus vielen Teilen. Religionswissenschaftlerin Ursula Baatz über die Kirche nach der Papstwahl und den Kampf zwischen Traditionalisten und Progressiven.
Der Kontrollpunkt 300 trennt Jerusalem und das Westjordanland I Foto: Samuel Smith

Eine Reise in das Westjordanland

Eindrücke von Gesprächen mit Palästinensern Das Westjordanland ist nur fünf Minuten Autofahrt von Israel entfernt. Johannes Zang war im Frühjahr 2025 dort und sprach mit Palästinensern. Hier schildert er seine Eindrücke: von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, von Standhaftigkeit und Ratlosigkeit, von Zweckoptimismus und Zuversicht.
Foto: privat

“Ich bin gestärkt aus dem Gefängnis gekommen”

Audio-Interview dem Klima-Aktivisten Karl Braig  "Mein Handeln war richtig", sagt Karl Braig, 69, der für eine Klima-Aktion fünf Monate in Haft war. Jetzt genießt er die Freiheit und muss sich neu zurechtfinden. Sein Engagement für den Klimaschutz will er fortsetzen, denn man müsse sich wehren gegen die Tatenlosigkeit der Politik. Er hofft auf die Zivilgesellschaft. 
Stephanie Cox I Foto: Marlon Hambrusch

Engagement aus Liebe zur Welt

Stephanie Cox im Portrait Stephanie Cox engagiert sich leidenschaftlich für den Wandel, auch in der Politik. Mit 28 Jahren war sie eine der jüngsten Abgeordneten im österreichischen Parlament. Hier erfuhr sie die Härte des Politikbetriebs und entdeckte trotzdem Gestaltungsräume. Sie weiß: „Wenn ich aufstehe und etwas tue, hat es eine Wirkung.“