Tipps für den Alltag
Wer sich in der virtuellen Welt bewegt, verbraucht fast so viel Strom wie im ganz normalen analogen Alltag. Wie können wir als Einzelne sorgsam mit den Ressourcen umgehen, Energie sparen und damit unsere CO2-Emissionen aus der Nutzung digitaler Geräte senken? Hier einige Tipps – vom Kauf über die Nutzung bis zur Entsorgung.
Die von Menschen gemachte Erderhitzung geht vor allem auf den massenhaften Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zurück. Durch die Aktivitäten im Internet, also Posten, Googlen und Streamen, werden mehr Treibhausgase ausgestoßen als durch den globalen Flugverkehr. Zehn Prozent des gesamten weltweiten Stromverbrauchs geht auf das Konto der Internetnutzung, und es wird mehr.
Doch wie können wir als Verbraucherinnen und Verbraucher Energie sparen und damit unsere CO2-Emissionen aus der Nutznug digitaler Geräte senken? Hier sind einige konkrete Tipps:
1. Zu einem Ökostromanbieter wechseln: Der Strom, mit dem wir unsere vielen digitalen Geräte betreiben, sollte möglichst aus Erneuerbaren Energien kommen. Damit senken wir langfristig die CO2-Emissionen, vor allem aber fördern wir Investitionen in regenerative Techniken.
Nach dem Bundesverband Erneuerbare Energien müssen mindestens 50 Prozent dessen, was als „erneuerbar“ angeboten wird, aus Quellen wie Wind-, Bio-, Solar- und Hydroenergie oder Geothermie stammen. Die andere Hälfte muss aus Kraft-Wärme-Kopplung kommen; Atom- und Kohleenergie sind tabu. Wenn Sie Ihren Stromanbieter wechseln, achten Sie auf die Details hinsichtlich der Angabe des Energiemixes und entscheiden sich für einen „echten“ Ökostromtarif.
2. Energieverbrauch senken: Wir können einiges beachten, um das Internet weniger energieintensiv zu nutzen: Verbinden Sie, wann immer möglich, Ihre Geräte über ein Kabel mit ihrem Internetrouter. Nutzen Sie mit Ihren mobilen Geräten bevorzugt das WLan und nicht den Mobilfunk. Das spart Strom.
Jede Internet-Suchanfrage bei Google verbraucht 0,0003 kw/h. Damit könnte ein Google-Nutzer im Monat eine 60 Watt-Glühbirne für etwa drei Stunden betreiben. Zum Sparen setzen Sie sich Lesezeichen für häufig besuchte Seiten, um nicht immer wieder neu eine Suchanfrage zu stellen. Alternativ können Sie über den Browserverlauf erneut auf die gesuchte Seite zugreifen.
Beim Übertragen von Fotos und Videos sollte die Qualität reduziert werden. Ein gestreamtes Video in HD-Qualität verbraucht viel Energie, ohne dass es zum Beispiel auf Ihrem Smartphone einen Vorteil hätte. Eine verringerte Datenqualität sorgt für keinen erkennbaren Verlust, schützt aber die Umwelt.
3. Digitale Geräte so lange wie möglich nutzen: Das ist wichtig, weil die Herstellung von Geräten wie Laptops, Tablets und Smartphones enorme Energie verbraucht. Sollte ein Gerät kaputt gehen, findet man Reparatur-Tutorials auf Youtube. Oder man schaut zum Beispiel auf der Webseite https://www.ifixit.com/ nach einfachen Lösungen für Standardprobleme. Im Garantiezeitraum übernimmt der Hersteller die Reparatur. Sie können auch ein Reparaturcafé besuchen. Diese werden in vielen Städten meistens auf gemeinnütziger Basis angeboten. Hier helfen Technikaffine und Tüftler dabei, Geräte zu reparieren. Glasbruch und andere Schäden bei Smartphones können durch Schutzfolien und Schutzhüllen vorgebeugt werden.
4. Möglichst nachhaltig einkaufen: Achten Sie beim Kauf neuer digitaler Geräte auf Nachhaltigkeit. Bei Smartphones etwa gibt es das Shiftphone oder das Fairphone, bei denen sich Teile leicht austauschen lassen, wenn sie defekt sind. Hier wird konsequent auf nachhaltige Produktion und faire Bedingungen beim Ressourcenabbau und den Zulieferern geachtet. Man unterstützt mit dem Kauf die Pioniere auf diesem Gebiet.
Sie können PCs, Laptops und anderes auch gebraucht erwerben oder ein genutztes, generalüberholtes Gerät eines namhaften Herstellers kaufen. Spezielle Anbieter wie „rebuy“ oder „asgoodasnew“verkaufen Handys, die nicht nur äußerlich gut in Schuss sind, sondern wo auch defekte Komponenten getauscht wurden. Die Geräte sind damit neuen Geräten ebenbürtig.
5. Clever entsorgen: Sollten Sie Ihre alten Geräte nicht mehr nutzen können oder wollen, verschenken Sie sie an Freunde, Kollegen oder innerhalb der Familie, um die Lebenszeit zu verlängern. Auch Hilfsorganisationen freuen sich über gespendete Produkte. Hier finden Sie eine Auflistung mit Projekten und Organisationen: https://www.handyverkauf.net/knowledgebase/handy-spenden
Schmeißen Sie ausgediente digitale Geräte niemals in den Müll, sondern bringen sie sie zum Recyclinghof, Abteilung Elektronikmüll. In deutschen Kellern schlummern riesige Mengen alter PCs, die fachgerecht entsorgt werden sollten.
Bei Handys verwertet unter anderem „Mobile Box“ Alt-Geräte umweltgerecht. Sammelstellen finden Sie über die Webseite: https://mobile-box.eu/ Hier werden mithilfe des Erlöses aus der Wiederverwendung und dem Recycling der Alt-Handys Umweltschutzprojekte des BUND finanziell unterstützt.
Etwa 20 bis 35 Prozent der Smartphone-Bestandteile sind nicht wieder verwertbar. Der Hauptbestandteil besteht aus Seltenen Erden, also Metallen, die nicht wiederverwertet werden können. Die dafür notwendigen Verfahren wären zu kosten- und zeitintensiv.
Für alle Verbraucherinnen und Verbraucher gilt deshalb, dass wir Nachhaltigkeit von den Herstellern einfordern sollten: Das betrifft Basisbedingungen wie strahlungsarme Geräte, austauschbare Akkus, Reparaturfähigkeit sowie die Einhaltung fairer Bedingungen.
Quelle: Eine Welt Presse, Ausgabe 1/2020
Die Tipps im Überblick:
- Zu einem Ökostromanbieter wechseln
- Energiesparend surfen: Kabelzugang ist besser als mobiles Internet, WLan besser als Internet über Mobilfunk
- Lesezeichen und Browserverlauf nutzen, um unnötige Internet-Suchanfragen zu vermeiden
- Datensparsamkeit: Beim Übertragen von Fotos oder Videos die Qualität reduzieren
- Auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, hochwertige Geräte bevorzugen (»Fairphone«, »Shiftphone«)
- Ältere Computer ggf. mit Open Source-Betriebssystemen weiter nutzen
- Verantwortung für Nachhaltigkeit von den Herstellern einfordern
- Smartphones, Tablets, Laptops möglichst lange nutzen
- Alte Geräte spenden, verkaufen oder verschenken
Weiterlesen:
Interview mit Nachhaltigkeitsforscher Tilman Santarius auf Ethik heute: Alle sind gefordert – Digitalisierung nachhaltig gestalten
https://ethik-heute.org/alle-sind-gefordert-digitalisierung-nachhaltig-gestalten/
Steffen Lange, Tilman Santarius: Smarte grüne Welt. Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit. Oekom Verlag, auch kostenlos als pdf abrufbar
Bei den Angaben zur Internet-Suchanfrage bei Google muss ein Rechenfehler sein:
Es können es nur 0,0003 kWh (Kilowattstunden) sein, die Einheit kw/h gibt keinen Sinn (logisch für alle, die im Physikunterricht noch wach waren). Und damit könnte man eine 60-Watt-Glühbirne 18 Sekunden betreiben. Wie lange man die Glühbirne im Monat betreiben kann, hängt natürlich von der Anzahl der Suchanfragen ab.
Liebe Grüße, Albert