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Youngcheol Lee
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Ein gutes Buch zum Verschenken

Der koreanische Zen-Mönch Haemin Sunim ist vielen über seine Weisheits-Tweets bekannt. Jetzt hat er ein Buch herausgebracht, eine Sammlung von Aphorismen und Inspirationen für den Alltag. Sie erinnern den Menschen an seine tieferen Bedürfnisse nach Schönheit und Verbundenheit.

 

 

Haemin Sunim ist der Shooting Star unter den Zen-Buddhisten in Südkorea und mitterweile auch im Westen populär, vor allem wegen seiner Weisheits-Tweets. Der Scorpio Verlag hat nun sein Buch herausgebracht, von dem weltweit schon drei Millionen Exemplare verkauft wurden.

Die Verkaufszahlen sagen zwar nicht immer etwas über die Qualität aus, doch Sunim trifft einen Nerv: „Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst“ ist Balsam für die Seele von gestressten Menschen unserer Zeit. Es berührt tiefe Sehnsüchte nach Harmonie, Schönheit und Verbundenheit.

Der Zen-Lehrer und Mönch scheint im Westen und Osten zu Hause zu sein. Wohnhaft und geboren in Seol, studierte er in den USA vergleichende Religionswissenschaften und Psychologie. Erst nach Abschluss des Studiums beschloss er, Mönch zu werden. Was er schreibt, scheint durchdrungen zu sein von tiefen Erkenntnissen, die er im Laufe seines Lebens gewonnen hat. Seine Worte wirken authentisch, sie scheinen aus seinem Herzen zu sprudeln.

Der 43-Jährige schreibt über Innehalten und Achtsamkeit, Liebe und Leidenschaft, Beziehungen und Alltag. Nach kurzen, teilweise sehr persönlichen Einführungen in ein Kapitel bringt der Autor in kurzen Aphorismen Lebensweisheiten zum Ausdruck: Wie wir den rastlosen Geist besänftigen, wie wir mit starken Gefühlen freundlich umgehen, den inneren Kritiker bändigen und Wohlwollen in unsere Beziehungen bringen.

Mit den weichen Seiten in Berührung kommen

Die Sätze mögen manchmal unbekümmert, fast banal daher kommen, aber wenn man sie tiefer sacken lässt und in sich bewegt, können sie Einsichten zutage fördern, zu denen wir im beschleunigten Alltag keinen Zugang haben. Sie sind ein gutes Mittel gegen Stress, Ohnmacht, Apathie und Pessimismus. Und bringen uns tatsächlich mit unseren weichen Seiten in Berührung, vielleicht sogar mit dem, was wir eigentlich sind.

Youngcheol Lee
Youngcheol Lee

Eine heile Welt gaukelt der Mönch uns jedoch nicht vor, sondern verlangt den Lesern einiges ab: „Wenn wir jemanden hassen, denken wir viel an ihn. Außerstande, ihn gehen zu lassen, verhalten wir uns immer mehr wie er“. Der Autor entlarvt unsere Schwächen. Das mag nicht angenehm sein, ist aber reinigend: „Statt immer wieder zu sagen: ´Es ist schrecklich, es ist schrecklich!´ blicke direkt in das schreckliche Gefühl hinein“.

Man darf nicht den Fehler machen, das Buch in einem Zug durchzulesen, sondern sollte intuitiv bestimmte Seiten oder Themen auswählen und dabei verweilen. Dann können Sunims Lebensweisheiten ihre heilsame Wirkung entfalten.

Bereichert wird das Leseerlebnis durch die anrührenden Illustrationen des koreanischen Malers Youngcheol Lee. Sie zeigen bunte Landschaften mit winzigen Menschen, die sich aufeinander zubewegen. Die Bilder vermitteln Gefühle von Harmonie und Schönheit und rücken auch ein wenig die Bedeutung zurecht, die wir uns selbst normalerweise geben.

Das Buch eignet sich gut zum Verschenken. Selbst wenn wir nicht immer in der Verfassung sind, uns darauf einzulassen, können wir es hin und wieder zur Hand nehmen, um Inspiration oder Trost zu suchen. Sunim sagt: „Wenn die Liebe in deinem Leben austrocknet, suche nach der Schönheit, die dich umgibt. Genau da findet sich die Liebe.“

Birgit Stratmann

 

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Haemin Sunim. Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst. scorpio 2017

 

 

 

 

 

 

 

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