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Klimakrise und Desinformation

Kelly Sikkema/ Unsplash
Kelly Sikkema/ Unsplash

Wie Leugner des Klimawandels sich Gehör verschaffen

Nur wenige Menschen leugnen den menschengemachten Klimawandel. Trotzdem verbreiten sie ihre Meinungen über Social Media und ernten öffentliche Aufmerksamkeit. Leugner der Klimakrise fürchten, dass sie ihr bequemes Leben einschränken müssen. Sie wollen Maßnahmen zum Schutz des Klimas verhindern.

Einer Umfrage zufolge zweifeln nur wenige Deutsche am menschgemachten Klimawandel. Und ganze 91 Prozent der Bürgerinnen und Bürger befürworten deutlichere Maßnahmen zum Klimaschutz, so eine Studie des Umweltbundesamts von 2023. (1)

In derselben Studie gaben deutlich über 80 Prozent der Befragten an, dass sich auch hierzulande die Folgen des Klimawandels bereits deutlich zeigen würden. Dennoch wimmelt es im Internet von Inhalten, die die Sorge um die klimatischen Veränderungen als Spinnerei abtun.

Unter Hashtags wie #Klimaschwindel oder #ClimateScam sammeln sich Stimmen. Sie relativieren den Klimawandel und hetzen regelrecht gegen Parteien, NGOs und Personen, die sich für Klimaschutz engagieren. Oft enthalten derartige Meldungen vermeintliche Informationen, die den Ergebnissen der Klimaforschung konträr gegenüberstehen.

Massenhaft Falschinformationen

Besonders im Vorfeld von internationalen Klimakonferenzen wie der COP häuften sich Beiträge, die in ihrer Machart und der Verifizierbarkeit stark an verschwörungstheoretische Inhalte erinnern. Auch wenn die Gruppe der Klimawandelleugner in Deutschland extrem klein ist, können sie und ihre internationalen Mitstreiter dem Diskurs großen Schaden zufügen.

Es handelt es sich also nicht um ein Randphänomen in einer dunklen Ecke der sozialen Medien. Das zeigt sich auch daran, dass die Vereinten Nationen Mitte 2023 ein Positionspapier (2) zu dieser Art von Falschinformationen veröffentlicht haben.

Die UN vermuten darin das Ansinnen, zunächst die Bevölkerung zu verunsichern und so Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Und die Tragweite der Desinformationen scheint also deutlich größer zu sein, als sich in einer aufgeklärten Gesellschaft erahnen ließe.

In der Koalition Climate Action Against Disinformation (CAAD) haben sich jetzt weltweit mehr als 50 Organisationen zusammengeschlossen, die Medieninhalte auf ihre wissenschaftliche Richtigkeit überprüfen.

Im Vorfeld der COP stellte CAAD eine extreme Häufung der klimaverschwörerischen Inhalte fest. Während auf der Konferenz nach Lösungen für ein globales Problem gesucht wird, versuchen andere, dieses Problem wegzudiskutieren, zu relativieren oder gar ins Gegenteil zu kehren.

Bequemlichkeit als höchstes Gut

Offenbar sehen diese Menschen sich weniger von den Folgen des Klimawandels bedroht. Vielmehr scheinen sie sich vor den Konsequenzen für ihr persönliches Leben zu fürchten, die Maßnahmen zum Schutz des Klimas mit sich brächten. Denn wer will sich schon freiwillig einschränken, wenn man es sich gerade so richtig schön bequem gemacht hat?

Glauben die Skeptiker den Zahlen nicht? Haben sie eine andere Theorie? Oder wollen sie es einfach nicht glauben? Letzteres erscheint das größte Problem zu sein. Schließlich können Verständnisschwierigkeiten mit gut gemachten sachlichen Beiträgen ausgeräumt werden. Ignoranz und Arroganz sind dagegen schwer zu beheben.

Wie Meinungen gefährlich werden

Und dies sind die Argumentationsmuster der vermeintlich Zweifelnden: Sie relativieren den Einfluss Deutschlands auf den Klimawandel, stellen den menschlichen Einflusses auf das Klima in Frage. Manche streiten generell klimatische Veränderungen ab.

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher“, war Bert Brecht überzeugt. Handelt es sich beim öffentlichen Leugnen des Klimawandels noch um eine Lappalie, um eine banale Meinung oder leicht durchschaubare Stammtischparolen – oder schon um eine moralische Verfehlung?

Da die stärksten Folgen des Klimawandels vor allem die ärmsten und ökonomisch wenig einflussreichen Ländern der Welt betreffen, kann der deutsche Wohlstand den Blick auf das globale Problem offenbar leicht verstellen.

Im Leugnen des Klimawandels lässt sich folglich erahnen, dass die Bewohner des globalen Südens einen anderen und höchst wahrscheinlich einen geringeren Wert haben als sie selbst. Wer den Klimawandel leugnet, gibt sich folglich nicht nur als wissenschafts- und wahrheitsfern zu erkennen – sondern auch als Misanthrop.

Vom logischen zum ethischen Nihilismus

Es gibt auch Forschende, die überzeugt sind, dass sich der Planet langfristig vom Klimawandel erholen könnte, nachdem die Menschheit durch die Auswirkungen der Erwärmungen stark dezimiert oder ganz ausgestorben sei. Zwar reißt die Menschheit auf dem Weg zu ihrem eigenen Ende noch eine ganze Menge anderer Spezies mit sich ins Verderben. Doch um den Planeten selbst müssen wir uns wohl wenig Sorgen machen. Vom logischen Nihilismus der Klimawandelleugner ist es also nur ein kleiner Schritt hin zum ethischen Nihilismus.

Tröstlich erscheint dagegen eine 2020 an der Arizona State University veröffentlichten Studie. Dafür fragten die Forschenden, ob Falschmeldungen über den Klimawandel die Probanden an der Existenz des Klimawandels zweifeln ließen.

Die Studie ergab, dass Fake News kaum einen Einfluss darauf hatte, ob sie an Wissenschaft und den Klimawandel glaubten. Das hänge damit zusammen, so die Forschenden, dass Wissenschaft-Skeptiker sich durch Fake News in ihrem Glauben bestätigt fühlen, während sich wissenschaftsnähere Menschen eher darin bestätigt sehen, dass wir nicht allen Medien ungeprüft Glauben schenken dürfen.

Ines Maria Eckermann machte einen Doktor in Philosophie. Nebenbei heuerte sie als freie Mitarbeiterin bei verschiedenen Medien an und engagiert sich im Umweltschutz.

Quellen:

(1) https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umweltbewusstsein-in-deutschland

(2) https://unsos.unmissions.org/sites/default/files/our-common-agenda-policy-brief-information-integrity-en.pdf

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