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Lernen, wie es uns gefällt

cover-Wie wir Schule machen

Eine Schule in Berlin geht neue Wege

Wie inspirierend und lebensnah Schule sein könnte, erzählen in diesem Buch drei Schülerinnen der Evangelischen Schule in Berlin: Hier gibt es Lernbüros statt Frontalunterricht, und die Fächer „Erfahrung“ und „Verantwortung“ stehen auf dem Stundenplan.

„Natürlich ist es einfacher zu meckern: Aber mit der gleichen Energie kann man auch eine Menge bewegen“, ist auf Seite 176 dieses erfrischenden Buches zu lesen. Wohl wahr! Und genau an diese Weisheit halten sich die drei jungen Autorinnen Alma (14), Jamila (15) und Lara-Luna (16). Sie sind als Schülerinnen per se Expertinnen für Schule und Unterricht und haben das Buch zusammen mit dem „Stern“-Reporter Uli Hauser geschrieben.

Hauser hatte sich als Autor schon 2008 mit dem Buch „Eltern brauchen Grenzen“ gegen Turboschule und Förderwahn ausgesprochen und mehr Freiheit, mehr Eigensinn und mehr Abenteuer für Kinder gefordert. Mit der Evangelischen Schule Berlin Zentrum, die Alma, Jamila und Lara-Luna besuchen, hat er nun den Ort gefunden, an dem dies alles auch umgesetzt wird: eine Gemeinschaftsschule, an der es Lernbüros gibt statt Frontalunterricht, die Fächer wie „Erfahrung“, „Verantwortung“ und „Herausforderung“ anbietet, wo wöchentliche Vollversammlungen stattfinden und sich jede Menge Kinder für ihre Schule begeistern . Und um diese Schule geht es in diesem Buch.

Es war die Rektorin Margret Rasfeld, die sie 2008 als Pilotprojekt gestartet hat. Inzwischen ist dieses neue Schulkonzept so erfolgreich, dass die Experten dafür – ihre Schüler, Lehrer und die Leiterin – zu Konferenzen, Tagungen, Fortbildungen nicht nur von Bildungsministern und Schulen eingeladen werden, sondern auch von Unternehmen und zu Managerseminaren.

„Man muss nur seine Lethargie überwinden“

Die Begeisterung und Freude schlägt einem beim Lesen auf jeder Seite entgegen. Allein deshalb schon ist das Buch zu empfehlen – ganz gleich, ob man sich für Bildung und Schule interessiert oder nicht. Wer sich anstecken lassen will für ein ungewöhnliches Projekt und den letzten „Mut-Schubs“ braucht, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Man erfährt hier, was es braucht, um ein neues Projekt in Gang zu setzen, wie die Autoren es ausdrücken: „Man muss nur seine Lethargie überwinden und dieses blöde Gefühl, dass man nichts ändern kann. Wenn ihr euch dafür begeistert, machen die anderen bestimmt mit. Ganz sicher!“ Das ist einer der Knackpunkte. Die eigene Begeisterung und andere, die bereit sind mitzuziehen.

Hört sich blauäugig an? Hier jedenfalls hat es geklappt. Ein Geheimnis des Erfolges ist der Mut der Erwachsenen, auf die Energie und die Freude der Kinder zu bauen. Denn die bringen sie mit! Wahrscheinlich sind so gut wie alle Kinder, wenn sie nicht durch ungünstige Umstände gebrochen werden, damit in Hülle und Fülle ausgestattet. Denn wie die Hirnforschung berichtet und belegt, ist jeder Mensch auf die Welt gekommen mit einer schier unerschöpflichen Lust darauf, Neues zu lernen, Unbekanntes zu erfahren, mit anderen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Dass man diese Grund-Energie erfolgreich zu einer Win–Win-Situation machen kann, beweist dieses mitreißend und zugleich informativ geschriebene Buch.

Sehr empfehlenswert und mit vielen Tipps zum Nachmachen für alle, die mit Schule zu tun haben, also Eltern, Lehrer, Pädagogen, Bildungsfachleute und Schüler. Aber auch eine gute „Tankstelle“ für all diejenigen, die sich mal wieder von Mut und Begeisterung anstecken lassen möchten.

Andrea Liebers

Alma de Zárate, Jamila Tressel, Lara-Luna Ehrenschneider in Zusammenarbeit mit Uli Hauser: Wie wir Schule machen. Lernen wie es uns gefällt. Knaus Verlag München 2014, 192 Seiten, 19,99 €

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