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Orientierung für Systemtherapeuten

Cover Baatz

Ein Buch von Ursula Baatz

Jeder kann heute aus einer Vielzahl religiöser und spiritueller Wege wählen. Therapeuten werden oft mit der damit einhergehenden Orientierungslosigkeit konfrontiert. Ursula Baatz will mit ihrem Buch Orientierung für systemische Arbeiten geben und zeigen, wie familiäre, institutionelle, psychische und spirituelle Aspekten zusammenwirken.

 

Ursula Baatz hat einen guten Ratgeber für Systemtherapeuten darüber geschrieben, wie sich Transzendenz und Spiritualität in die systemische Arbeit einbeziehen lassen. Das Buch informiert umfassend und profund über die heute auftretenden Formen von Spiritualität und ihren Hintergrund.

Dabei belässt es die Religionswissenschaftlerin und Philosophin nicht nur bei der Darstellung der verschiedenen Weisen ihres Auftretens, sondern fasst auch deren Diskussion in Psychologie, Soziologie und Religionswissenschaft zusammen. Ihre Fachkenntnisse werden durch einen sorgfältig zusammengestellten bibliographischen Anhang unterlegt.

Baatz geht mit der argentinischen Psychoanalytikerin A.M. Rizzuto davon aus, dass Spiritualität, Religion und Weltanschauung aus einem psychischen Raum kommen, für den der englische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Winnicott den Ausdruck „transitional space“ geprägt hat.

Damit meint er einen Beziehungsraum des Babys mit seiner Mutter, der weder dem Kind noch der Mutter angehört, weil diese Abgrenzung noch nicht stattgefunden hat. In diesem Raum sind alle Dinge „Objekte“, egal ob es sich um die Mutter oder den Teddybären oder ein bestimmtes Wort handelt.

Diese These würde einerseits die große Wirkung erklären, die spirituelle Erlebnisse auf Menschen haben können, anderseits einen häufig wiederkehrenden Punkt der Beschreibung dieser Erlebnisse, dass nämlich nicht klar auszumachen sei, ob dieses Erlebnis eigentlich von außen oder von innen kommt, sondern irgendwie in beiden Sphären angesiedelt sei.

Zum anderen übernimmt die Autorin eine These des deutschen Soziologen Niklas Luhmann, die besagt, dass Außenräume, hier Transzendenz, immer vom Innenraum aus bestimmt werden. Das „Unmarkierte“ wird als Unmarkiertes virtuell im Innenraum markiert.

Beide Thesen legen den Rahmen fest, in dem sich die Darstellung bewegt. Es werden „Landkarten“ von Spiritualität, Religion und Weltanschauung gezeichnet, die geeignet sind, dem in diesen Ländern neuen Berater gute Wege zu zeigen, auf denen er seine Klienten geleiten kann.

Baatz scheut auch nicht die Diskussion, sondern stellt, wo nötig, auch unkonventionelle Thesen auf. So wird z.B. gezeigt, dass der sehr einflussreiche Ken Wilber als spiritueller Führer auf recht unsicheren Beinen stehe.

Der Rahmen, in dem die Autorin sich bewegt, definiert Transzendenz als ein rein innerpsychisches Ereignis, schließt aber gleichzeitig die ethische Perspektive von Spiritualität, Religion und Weltanschauung, die ihnen als wesentlicher Bereich innewohnt, aus.

Das Ziel der Anstrengung dieses Buches ist einzig Selbstoptimierung bzw. die adäquate Beratung dazu. Dass alle Formen der „Übersteigung“ (Transzendenz) zuerst einen ethischen Anspruch haben und der hier sehr prominent vertretene Buddhismus gar explizit die Überwindung des Selbst fordert, scheint etwas in Vergessenheit geraten zu sein.

Carsten Petersen

Urusla Baatz. Spiritualität, Religion, Weltanschauung: Landkarten für systemisches Arbeiten. Vandenhoeck & Ruprecht 2017

 

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