Erfülltes Tun in Gelassenheit

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Wir brauchen mehr Freiräume, sagt Muße-Forscher Stefan Schmidt. Er spricht im Audio-Interview auch über Achtsamkeit, den Selbstwert des modernen Menschen und öffentliche Muße-Räume.
Alle sind beschäftigt, keiner hat mehr Zeit. „Wir leben im Zeitalter der Beschleunigung und müssen Ausstiegsszenarien finden“, so Professor Stefan Schmidt. Er erforscht an der Universität Freiburg, wie Muße als gesellschaftliches Thema wieder relevant werden könnte. Ein möglicher Ausstieg aus dem Stresserleben bestünde für ihn darin, die Zeitdimension zu verändern, indem wir die Aufmerksamkeit mehr auf die Gegenwart lenken.

Der immer stärker funktionalisierten Zeit setzt er Muße als erfülltes Tun in Gelassenheit und Freiheit entgegen. Schmidt spricht sich für ein werteorientiertes Leben, Arbeiten und Wirtschaften aus. „Die Frage ist, ob wir gegen das System der Kapitalisierung und Leistungsorientierung mit Werten angehen können.“

Kritisch äußert er sich auch über den Achtsamkeitsboom, McMindfulness, wenn der kollektive Stress lediglich auf das Individuum übertragen werde. Seine Zukunftsvision: Muße als anerkanntes Kulturgut in die Gesellschaft zu integrieren. So propagiert er u. a. „öffentliche Muße-Räume, Parks wie in Hongkong, die zum Nicht-Tun, zum Sein einladen.

Hier geht es zum Audio-Interview, das Michaela Doepke mit Professor Stefan Schmidt führte.

Professor Stefan SchmidtProf. Dr. Stefan Schmidt leitet die Sektion für Komplementärmedizinische Evaluationsforschung an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Universitätsklinikum Freiburg. Seit 2013 ist er dort Mitglied und Projektleiter für den Sonderforschungsbereich Muße. Er ist Juniorprofessor für transkulturelle Gesundheitswissenschaften an der Europa Universität Viadrina, Frankfurt/Oder.
www.prof-stefan-schmidt.info

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