Selbstmitgefühl – Anker für schwierige Momente

Pewara Nicropithak/ shutterstock.com
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Eine kurze Übung für den Alltag

Mit der folgenden 3-Minuten-Übung möchten wir Sie inspirieren, eine Pause im stressigen Alltag einzulegen. Gerade das Selbstmitgefühl kann in schwierigen Momenten Wunder wirken und uns wieder in unsere Kraft bringen.

Schwierige Situationen stressen uns – sei es, dass wir Herausforderungen bei der Arbeit meistern müssen, Konflikte in der Familie haben oder weitreichende Entscheidungen für unser Kind treffen müssen. Wie kann ich mir selbst in schwierigen Situationen freundlich begegnen, statt mit Härte und Abwehr zu reagieren?

Wenn Sie sich das nächste Mal gestresst oder unter Druck fühlen, halten Sie für einen Moment inne und fühlen zunächst das unangenehme Gefühl in Ihrem Körper. Wo im Körper können Sie es spüren? Welche Gefühle und Gedanken begleiten es? Begegnen Sie den unangenehmen Empfindungen im Körper, im Herzen und im Geist nicht wie gewohnt mit Abwehr, sondern mit Akzeptanz, Freundlichkeit, Mitgefühl und Güte.

Wichtig zu wissen ist: Unseren Schmerz ohne erbitterten Widerstand wahrzunehmen und zu akzeptieren, lindert unser Leid.

Kurze Anleitung zur Selbstfürsorge

Erkennen Sie voller Respekt sich selbst gegenüber die Belastung an und sagen zu sich: „Dies ist ein schwieriger Moment!“

Fühlen Sie die Verbundenheit mit Ihren Mitmenschen: „Ich bin nicht alleine, alle Menschen kennen schwierige Zeiten in ihrem Leben.“

Wenn Sie möchten, legen Sie die Hände auf Ihr Herz und beruhigen sich mit den Worten: „Möge ich freundlich zu mir sein und mich so annehmen, wie ich bin.“

Visualisieren Sie Ihren besten Freund, Ihre beste Freundin oder eine Weisheitslehrerin. Was würde er oder sie Ihnen in dieser Situation raten?

Und auch ein anderer Perspektivwechsel ist hilfreich: Was würden Sie einem Freund oder einer Freundin in dieser Situation empfehlen? Dieselben Worte können Sie jetzt auch an sich selbst richten.

Am Ende können Sie sich mit den Worten ermutigen: „Morgen ist ein neuer Tag!“

Selbstkritik und Selbsthass überwinden

Diese Übung mag anfangs vielleicht ein wenig ungewohnt für Sie sein. Es fällt uns schwer, genauso freundlich und liebevoll mit uns selbst umzugehen, wie wir es mit anderen Menschen tun.

Selbstmitgefühl heißt, Freundschaft zu schließen mit sich selbst. In der Regel sind wir es jedoch durch Erziehung und gesellschaftliche Konventionen gewöhnt, bei Problemen impulsiv Selbstkritik zu üben und destruktive Gedanken von Selbstverurteilung und Gefühle von Selbsthass zu verstärken.

Für unsere Gesundheit förderlicher ist es, sich so fürsorglich um sich selbst zu kümmern, wie wir es bei einem geliebten Menschen tun würden, so der Psychotherapeut Chris Germer. Schon lange bestätigen Studien, dass erhöhtes Selbstmitgefühl mit psychischem und körperlichem Wohlbefinden einhergeht und Resilienz begünstigt.

Und Selbstmitgefühl ist nicht egoistisch. Erst wenn Sie selbst gut für sich sorgen, können Sie sich auch um andere Menschen kümmern.

Michaela Doepke

Inspirationen aus:

Christine Brähler, Selbstmitgefühl. In: Achtsamkeit mitten im Leben, Hrsg. Von Britta Hölzel und Christine Brähler, O. W. Barth Verlag

Christoper Germer, Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl. Wie man sich von destruktiven Gedanken und Gefühlen befreit, Arbor Verlag

 

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