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Migration im Zuge des Klimawandels

Cover das-nomadische-jahrhundert

Lösungsansätze und Ermutigung zum Handeln

In ihrem Buch untersucht die preisgekrönte Sachbuchautorin Gaia Vince, wie die Klimakrise Menschen zu Nomaden macht und wie Migration gelingen kann – vor allem durch mehr internationale Kooperation.

Das Klima verändert sich immer schneller. Und die Forschung ist sich einig: Millionen von Menschen wird der Klimawandel in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Zu diesem Schluss kommt die erste weibliche Inhaberin des gefragten „Royal Society Science Book of the Year Prize“ Gaia Vince.

Doch statt in Panik zu verfallen oder sich in dystopischen Zukunftsszenarien zu suhlen, nimmt Vince die klimabedingte Fluchtbewegung als gegeben hin. Erfrischend an ihrem Buch „Das nomadische Jahrhundert“: Der konstruktive Ansatz – denn Vince sieht im Wandel durchaus auch positive Potenziale.

Doch damit die geografische Umverteilung für alle Beteiligten vorteilhaft verläuft, sei einiges an internationaler Zusammenarbeit nötig, so Vince. Die Anpassung an neue Umgebungen und Kulturen erfordere erhebliche Anstrengungen sowohl von den Migranten als auch von den aufnehmenden Gesellschaften.

Vince betont, dass keine Nation allein die Herausforderungen des Klimawandels und der Migration bewältigen könne. Diese kooperative Herangehensweise sei entscheidend, um gerechte und nachhaltige Lösungen zu finden.

Damit die Migration nicht unkontrolliert, sondern geordnet verläuft, rät Vince zu internationaler Zusammenarbeit: Sie betont die Notwendigkeit eines globalen Migrationsabkommens. Das solle illegale Einwanderung und die damit verbundenen Gefahren reduzieren.

Ebenso müsse es vereinfachte und flexible Visa- und Aufenthaltsregelungen geben. Diese sollen es den Klimaflüchtlingen erleichtern, in neue Länder zu ziehen und dort zu arbeiten.

Im Norden: Platz schaffen für mehr Migration

Damit das neugeordnete Zusammenleben funktioniert, mahnt Vince, Sprachkurse und kulturelle Austauschprogramme zu fördern. So soll die Integration einfacher und gegenseitiges Verständnis erleichtert werden. Auch seien neue Beschäftigungsmöglichkeiten notwendig. Es sollten neue Arbeitsplätze und berufliche Qualifizierungsprogramme geschaffen werden, um Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.

Die klimabedingte Migration müsse, so Vince, auch Auswirkungen auf das Design der Städte und deren Infrastruktur haben. Städte sollten so geplant werden, dass sie große Bevölkerungsströme aufnehmen können. Dies umfasst den Bau von erschwinglichem Wohnraum, die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel und die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Wasser und Energie.

Damit diese Strategien die Migrationsbewegungen aber nicht weiter beschleunigen, sollten diese Maßnahmen selbstverständlich die Ressourcen des Planeten und die Umwelt berücksichtigen. Deshalb rät Vince dazu, nachhaltige Bauweisen und umweltfreundliche Technologien zu fördern, um die Städte widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels zu machen.

Im Süden: Schutzmaßnahmen

Doch auch der globale Süden braucht Strategien, um sich an den Klimawandel anzupassen: Dazu gehören Investitionen etwa in den Bau von Dämmen, die Aufforstung und die Förderung nachhaltiger Landwirtschaft.

Auch möchte Vince die Gesellschaften unterstützen, die besonders stark vom Klimawandel betroffen sind, um ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und ihnen zu helfen, vor Ort eine Zukunft zu haben.

Schließlich weitet Vince den Blick noch in die Zukunft und thematisiert die Bildung junger Menschen. Durch Investitionen in die Bildungssysteme könnten wir sicherstellen, dass sowohl Migranten als auch die lokale Bevölkerung Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung haben.

In einem zweiten Schritt sollen Forschungsinitiativen sich mit den Herausforderungen und Chancen der Migration und des Klimawandels beschäftigen, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Das mag idealistisch klingen. Doch Vince ist überzeugt, dass die vorgeschlagenen Lösungen der realistischere Weg sind. Im Übrigen sei Abschottung, wie es die reichen Ländern gerade versuchen, gar nicht möglich. Denn viele Menschen müssen im Zuge der Klimakrise fliehen, weil ihre Regionen unbewohnbar werden. Daher sei eine gut organisierte Umsiedlung die beste Option, denn sie diene den Klimaflüchtlingen genauso wie den alternden Bevölkerungen im Norden.

Ines Maria Eckermann

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