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Film: Don´t Look Up

Foto: Niko Tavernise / Netflix
Foto: Niko Tavernise / Netflix

Netflix-Parodie hält uns den Spiegel vor

Im Dezember 2021 erschien der Nextflix-Film „Don´t Look Up“, eine Parodie auf den Weltuntergang und wie die Menschen damit umgehen. Parallelen zum realen Leben, besonders zur Klimakrise, sind beabsichtigt. Ein Augenöffner für die fehlende Bereitschaft, gemeinsam zu handeln.

 

Wenn morgen die Welt unterginge, zum Beispiel weil ein Riesenkomet die Erde explodieren lässt und alles Leben vernichtet, was würden Sie tun? Diese Frage stellt der Netflix-Film „Don´t Look Up“, eine Weltuntergangsparodie mit Starbesetzung, bei der einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Regisseur Adam McKay erzählt die Geschichte zweier Astro-Wissenschaftler, dargestellt von Leonardo Di Caprio und Jennifer Lawrence, die einen Kometen entdecken, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit innerhalb von sechs Monaten die Erde zerstören wird.

Die Doktorandin, Kate Dibiasky, und ihr Professor, Dr. Randall Mindy, versuchen, zunächst das Weiße Haus, dann die Presse und Öffentlichkeit zu informieren. Doch statt Besorgnis zu empfinden und die Prioritäten neu zu setzen, tun alle das, was sie immer machen:

Meryl Streep spielt die amerikanische Präsidentin. Foto: Niko Tavernise/ Netflix

Die Politiker – Meryl Streep spielt die amerikanische Präsidentin – taktieren um Machterhalt und warten erst mal ab. Die Unternehmen wollen auf den letzten Drücker noch Profite machen, die Medien suchen ihre Story, um Quote und Auflagen zu erhöhen. Die Ottonormalverbraucher gehen ihrem Alltag nach. In den sozialen Medien kochen die Emotionen hoch.

Kaum jemand denkt daran, sein Leben zu ändern. Man leugnet, wiegelt ab, findet Gründe, warum es jetzt gerade nicht möglich ist, gemeinsam mit anderen nach einer Lösung zu suchen. Oder man gerät in Panik, unfähig noch einen klaren Gedanken angesichts des Unfassbaren zu fassen.

„Don’t Look Up“ ist der Name der Kampagne derjenigen, die die Existenz des Kometen leugnen und das Offensichtliche nicht wahrhaben wollen. Denn sie bestimmen die Debatte.

Es fehlt der Wille, gemeinsam zu handeln

In der ersten Hälfte, in der es um die ersten Reaktionen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen geht, erscheint der Film überspitzt, plakativ und oft zu dick aufgetragen. Hier werden sämtliche Stereotype bedient: die machthungrige Politikerin, der Sensationsjournalist, die wütende junge Doktorandin, die nicht fassen kann, dass sich nichts bewegt, und der Professor, der Fachchinesisch spricht, als er seinen Elfenbeinturm verlässt.

Doch im zweiten Teil, wenn die Lage für die Erdbewohner dramatisch eskaliert, gewinnt er an Tiefe und wirkt plötzlich überraschend realistisch. Da geht es auch um das, was wirklich wichtig ist im Leben. Und man erahnt, dass die Geschichte etwas mit uns zu tun hat.

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Schon der Trailer weist darauf hin, dass dies ein Film ist „nach wahren Begebenheiten, die noch nicht passiert sind – noch nicht“. Und er hält uns den Spiegel vor. Denn was tun wir angesichts der drohenden Klimakatastrophe? Wenn das vergangene Jahr wieder einmal als das „wärmste Jahr seit den Temperaturaufzeichnungen“ bezeichnet wird? Wenn Hiobsbotschaften von Artensterben und Waldverlusten die Runde machen?

Bei Don´t Look Up wird klar: Es mangelt den Menschen nicht an wissenschaftlichen Fakten, an Information oder an Möglichkeiten, die Katastrophe abzuwenden. Es fehlen die Bereitschaft, von Partikularinteressen abzusehen, und der Wille, gemeinsam zu handeln. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. In 94 Ländern war Don´t Look Up in den ersten Wochen unter den Top Ten der meistgestreamten Filme bei Netflix. Klimaforscher und -Aktivisten feiern den Film, weil er die Situation, in der wir uns befinden, drastisch und emotional vor Augen führt. Kritiker finden den Film zu plump, zu sehr mit dem Holzhammer gemacht, gerade bei dem ernsten Thema.

Der Film trifft ins Schwarze. Und wir können täglich beobachten, wie wir mit der Realität, die wir auf der Erde erschaffen, der Fiktion gefährlich näher kommen.

Birgit Stratmann

 

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