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Klimakrise: Raus aus der Ohnmacht

Louisa Schneider im Amazonas, Foto: Markus Mauthe
Louisa Schneider im Amazonas, Foto: Markus Mauthe

Eine Frau engagiert sich

Die Journalistin Louisa Schneider will Menschen davon überzeugen, jetzt für den Schutz des Klimas aktiv zu werden. „Alle wissen, was zu tun ist, jetzt müssen wir den Weg gemeinsam gehen“, so die Aktivistin. Portrait einer Frau, die mutig vorangeht.

Eine junge Frau steht inmitten einer Brandrodung im Amazonas-Regenwald. Die dunklen Haare kleben ihr im Gesicht, in ihren Augen stehen Tränen. Sie wirkt erschöpft und doch entschlossen. „Über mir fliegen brennende Vögel, neben mir fallen Bäume, vor mir sehe ich Wildschweine aus dem Rauch fliehen“, sagt die Journalistin und Klimaaktivistin Louisa Schneider.

Doch inmitten der Apokalypse macht sie Mut. „Grad° jetzt! Gegen die Angst“, so lautet der Titel der Liveshow, mit der die 25-Jährige aus der Eifel derzeit mit dem Naturfotografen Markus Mauthe unterwegs ist, um Brücken zwischen dem Heute und dem Morgen zu bauen.

„Brücken, die so schön sind, dass es sich lohnt, sie zu überqueren“, so beschreibt sie ihren Ruf des Lebens, den sie nach der verheerenden Ahrflut in ihrer Heimat vor drei Jahren zum ersten Mal so klar vernommen hat.

Im Auftrag von Greenpeace war sie an fünf Orten der Erde unterwegs, an denen sich sogenannte Kipppunkte des Klimasystems befinden.

Dort hat sie mutige Menschen getroffen, die schon heute massiv betroffen sind von der Klimakatastrophe, aber dennoch furchtlos in die Welt von morgen aufbrechen.

Sie nimmt ihr Publikum mit in den Regenwald zu den indigenen Yanomami, gärtnert mit den Frauen im Senegal, lauscht der Weisheit der Inuit in Grönland und taucht tief zum Great Barrier Reef in Australien. Dabei entsteht nicht Verzweiflung, sondern Hoffnung. Wie macht sie das?

Der politische Wille ist entscheidend.

Hoffnung hat für Louisa Schneider etwas Widerständiges. Denn das Gegenteil von Hoffen wäre Aufgeben und das kommt nicht in Frage. Schon gar nicht aus einer so privilegierten Position heraus, wie sie die meisten Menschen in Mitteleuropa noch immer haben.

Aufgeben spielt ihrer Ansicht nur denen in die Karten, die ohnehin nichts ändern wollen. Und so ändert sich nichts an den Strukturen in Wirtschaft und Politik, die die Menschheit an den Rand des Abgrunds geführt haben.

„Ich habe in der Vorbereitung auf meine Reise verstanden, dass die Erkenntnisse, die wissenschaftlichen Fakten und auch die Wege alle da sind“, sagt sie, „wir wissen, wie es besser geht und müssten es nur umsetzen“. „Es geht um den politischen Willen“, da lässt die Aktivistin niemanden aus der Verantwortung.

Jetzt gelte es, den Tatendrang, gemeinsam etwas zu verändern, auch zu wecken. Die Multimedia-Journalistin ist überzeugt davon, dass eine bessere Zukunft auf uns wartet, wenn wir es nur wollen und anpacken. Aber das muss noch heute geschehen, jede und jeder, an der Stelle, wo sie oder er gerade sind.

Wer mit dem Herzen unterwegs ist, dem können die Probleme nicht egal sein.

Wie kam es zu diesem Lebensthema? Naturverbundenheit gehörte schon immer zu ihrem Leben, aber die Klimakrise hat sie erst mit den Demos von „Fridays for Future“ wachgerüttelt. Dann begann sie Umweltverschmutzung, Verlust der Artenvielfalt und soziale Ungerechtigkeit mit der Klimakatastrophe zusammenzudenken.

Die Ahrtalflut quasi vor der Haustür ihres Elternhauses gab schließlich den Ausschlag, sich nicht nur journalistisch, sondern auch aktivistisch auf dieses Megathema zu fokussieren. Wobei sich für die junge Frau das gar nicht ausschließt, sondern vielmehr in die gleiche Richtung geht.

Auch als Aktivistin versucht sie in erster Linie zu informieren, indem sie die Geschichten der betroffenen Menschen erzählt. Dass das dann emotional und persönlich wird, ist ihrer Ansicht nach nicht zuletzt dem Beruf der Reporterin geschuldet. „Vieles lässt einen einfach nicht kalt, weil man Mensch ist“, betont sie.

Louisa Schneider mit dem Fotografen Markus Mauthe in Australien

Das Besondere an der Live-Show ist, dass sie mit atemberaubenden Fotos und Videos unterlegt ist. Der wichtigste Part kommt dabei dem Fotografen Markus Mauthe zu. Da treffen sich zwei Generationen mit einem Anliegen und dadurch gelingt es, unterschiedliche Zielgruppen abzuholen.

Seine Bilder brennen sich auf die innere Netzhaut – die schrecklichen wie die wunderschönen.

„Wer mit offenen Augen die Welt bereist, dem können die Probleme nicht entgehen, und wer mit dem Herzen unterwegs ist, dem können sie nicht egal sein,“ formuliert er sein Credo. Der 54-Jährige ist Fotograf, Autor, Umweltaktivist und seit mehr als 20 Jahren immer wieder im Auftrag von Greenpeace unterwegs.

Wenn alles genommen wird, muss man zusammenhalten.

Was löst „Grad° jetzt! Gegen die Angst“ bei den Zuschauenden aus? Louisa ist berührt davon, wie bereitwillig ihr Publikum sich an die Hand nehmen lässt bei dieser aufwühlenden Reise um den Erdball.

Wie sie mit ihr Hoffnung an Ecken und Enden finden, an denen sie vielleicht am wenigsten zu erwarten waren. „Unser Ziel war es, den Menschen Zuversicht zu schenken und das klappt“, freut sie sich nach mehr als 15 Veranstaltungen in ganz Deutschland.

Ihre eigene Hoffnung gründet sich vor allem auf die Menschen, die selbst schon stark betroffen sind von der Klimakatastrophe und sich trotzdem nicht beirren lassen. „Extremwetter, Fluten, Meeresspiegelanstieg, Versalzung des Bodens, Hitze und Dürre“, erinnert sie sich an die Lage im westafrikanischen Senegal.

„Unter diesen widrigen Extrembedingungen habe ich die stärksten Gemeinschaften getroffen, die ich jemals erleben durfte“, erzählt sie.
Und weiter: „Diese Menschen haben verstanden, dass in Zeiten, wo einem einfach nur genommen wird, man sich die Hand reichen und zusammenhalten muss“.

Daraus schöpft die junge Frau aus Rheinland-Pfalz den Mut, in düsteren Zeiten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wecken. „Wir verlieren nichts, wenn wir diesen Weg wagen“, unterstreicht sie, „wir können nur eine gerechtere, sichere und lebensfreundlichere Zukunft gewinnen“. Diese Geschichten möchte sie erzählen.

Wie berührt sie die Menschen, so dass die sich nicht von der Wucht der Erkenntnisse und Bilder lähmen lassen? Auch als Journalistin findet sie es schwer, mit all den schlechten Nachrichten umzugehen. Was fehlt? „Es wird nie der Weg gezeigt, wie man herausfindet“, erklärt sie. Und anders als ältere Kollegen, die stets postulierten, dass sich Journalismus nie mit etwas gemein machen darf, auch nicht mit einer guten Sache, betont Louisa Schneider: „Doch! Man darf sich mit den Lösungen gemein machen und zeigen, wie es besser gehen kann“.

Das hat ihr selbst aus der Angststarre geholfen und das ist ihr Rezept gegen die Ohnmacht, konstruktiven Journalismus zu betreiben. Und das geht ihrer Ansicht nach nicht ohne Emotionen, Menschlichkeit und Ehrlichkeit.

Kirsten Baumbusch

Mehr Infos zum Engagement von Louisa Schneier

 

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Foto: privat

Kirsten Baumbusch ist Journalistin und arbeitet in der Kommunikation einer großen Stiftung in Heidelberg. In ihren Ausbildungen zur Coach und Mediatorin hat sie erkannt, wie viel Freude es machen kann, Menschen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu fördern. Sie ist bekennende Potenzialguckerin und sucht deswegen stets die Mutmachergeschichten.

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