Über einen alternativen Lebensentwurf
Raphael Fellmer ist Familienvater und lebt ohne Geld. Er möchte zu einer Kultur des Teilens anregen.
Auf seinen Vortragsreisen bereist er als mediale Instanz viele Städte Deutschlands und setzt sich durch Medienauftritte wie bei Markus Lanz (SWR) für eine gerechtere Welt ohne Armut und Hunger ein.
Was ihn in den Augen vieler Zuhörer dabei so sympathisch macht: Er kommt nicht mit dem moralischen Zeigefinger daher, sondern zeigt den Wandel zu einem geldfreien Leben als längeren Bewusstseinsprozess, dem etliche innere Konflikte vorangingen.
Per Anhalter nach Mexiko
Seine Entscheidung, geldfrei zu leben, trifft Fellmer vor drei Jahren auf einer Reise nach Mexiko, auf der er ohne Geld per Anhalter von Holland mit dem Segelboot über den Atlantik fährt. Sein Entschluss steht fest: Er will nicht länger fliegen und möchte seinen ökologischen Fußabdruck verringern.
Wollte er früher noch mit Geld helfen, so erkennt er immer mehr, wie es die Menschen manipuliert. Er ernährt sich zunächst vegetarisch, später vegan, als er die umweltschädlichen Ausmaße seines bisherigen Fleischkonsums nachvollzieht.
Er beginnt, Lebensmittel als Mülltaucher nachts mit der Stirnlampe zu „retten“, um sich und seine Familie von weggeworfenen Lebensmitteln der Biosupermärkte in Berlin ernährt. Heute ist er offiziell für die Organisation „Foodsharing.de“ in Berlin verantwortlich, initiiert „Umsonstläden“, kostenfreie Mittagstische, „Fair Teiler“ wie öffentlich zugängliche Kühlschränke und Carsharing.
„In unserer Überflussgesellschaft verkommen 50 Prozent der Lebensmittel“, weiß Fellmer. Seine Einsichten wachsen mit zunehmenden Informationen und Erfahrungen, die er auf seinen weltweiten Reisen gesammelt hat.
Er möchte nicht mehr auf Kosten anderer leben, weder der Tiere noch der Menschen. Fellmer, der in Holland Europawissenschaften studiert hat, ist gebildet und ein wandelndes Lexikon. Ob virtueller Wasserverbrauch, Fleischkonsum, Klimawandel, stets hat er Fachwissen und statistisches Zahlenmaterial parat.
„Teilen ist die Zukunft“
„Alles ist schon vorhanden. Man muss nur die Verbindung herstellen und das Vorhandene besser verteilen“, so die Strategie seines Handelns. Bei seinen Aktionen in Berlin ist er stets mit dem Fahrrad unterwegs und auf Reisen als Anhalter und Coachsurfer. „Teilen ist die Zukunft“, sagt er enthusiastisch und meint ein zukunftsfähiges Gesellschaftssystem.
Fellmer spricht sich für ein bedingungsloses und freiwilliges Geben und Nehmen ohne Erwartungen aus, das aus dem Herzen kommt. Sein Vorschlag: „Jeder gibt seine Talente für die Gesellschaft.“
Er spricht sich gegen Tauschaktionen nach dem Motto aus: Ich gebe dir etwas und du gibst mir dafür etwas Gleichwertiges zurück. Sein altruistisches Denken setzt ein sehr positives Menschenbild voraus. Und das besitzt Fellmer, der sich immer wieder begeistert über die Großzügigkeit der Menschen auf der ganzen Welt äußert.
Voller Urvertrauen erklärt er: „Wir sollten uns von Ängsten lösen und mehr im Hier und Jetzt wach und präsent sein.“ Am Ende des Vortrags fragt er im Publikum nach einer Mitfahrgelegenheit. Ein Finger schnellt in der Menge hoch, es hat wieder geklappt!
Michaela Doepke
Informationen zu Raphael Fellmer und seinen Projekten:
www.raphaelfellmer.de
www.forwardtherevolution.org (Reise- und Philosophieblog)
www.eotopia.org (Veganes Ökodorf im Süden Europas)
Buchtipp: Raphael Fellmer, Glücklich leben ohne Geld, Redline Verlag. Das Buch ist auch als kostenloses E-Book und demnächst auch als kostenfreies Hörbuch verfügbar:
www.gluecklich-ohne-geld.de (E-Book)
Es gibt neue Hoffnung, von solchen Menschen zu hören/lesen und weckt in mir wieder neu das Bedürfnis für andere Wesen da zu sein.