Online Magazin für Ethik und Achtsamkeit

Suche
Close this search box.
Foto: Ufuk Arslan
Foto: Ufuk Arslan

Zum 70. Geburtstag von Konstantin Wecker

Der Liedermacher Konstantin Wecker steht seit 50 Jahren auf der Bühne. Voller Leidenschaft setzt er sich gegen Ungerechtigkeit und Fremdenhass ein. Am 1. Juni 2017 ist er 70 geworden. Christa Spannbauer über einen Menschen mit vielen Facetten.

 

 

 

Vielen ist er bekannt als Sänger und Musiker, als politisch engagierter Liedermacher: Konstantin Wecker. Er ist ein sanfter Poet und zugleich ein zorniger Rebell, wenn es darum geht, gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz einzustehen. Anfang Juni feierte er den 70. Geburtstag in seiner Münchner Heimatstadt – auf der Bühne. Wo auch sonst? Seit nahezu 50 Jahren ist die Bühne sein zweites Zuhause. Hier ist er ganz in seinem Element und zieht mit seiner leidenschaftlichen und kraftstrotzenden Präsenz seine Zuhörer in den Bann.

Schon als Jugendliche hatten es mir seine Lieder von geballter Lebensenergie, von trotzigem Widerstand, großer Poesie und zärtlicher Liebeskraft angetan. Kennengelernt habe ich ihn vor zehn Jahren. Seitdem verbinden uns freundschaftliche Bande, die immer wieder in gemeinsame Projekte mündeten.

So etwa das Buch mit dem Zen-Meister Bernie Glassman „Die revolutionäre Kraft des Mitgefühls“, ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit und eine Anstiftung zu einem spirituellen und politisch engagierten Leben. Für den Film „Mut zum Leben“ sang Wecker gemeinsam mit der Shoah-Überlebenden Esther Bejarano auf der Bühne sein „Sage nein!“ gegen Fremdenhass und Antisemitismus.

Ein Künstler, der aneckt

Seit Jahrzehnten setzt er sich in seinen Liedern mit Zivilcourage für soziale und gesellschaftspolitische Belange ein. Nie konnte und wollte er sich mit Ungerechtigkeit arrangieren. Mit seinem gesellschaftspolitischen Engagement eckte Konstantin an wie kaum ein anderer deutschsprachiger Künstler.

Einen „Alt-68er“ schimpfen ihn die Konservativen, einen „Gutmenschen“ nennen in die Neoliberalen. Beides sieht er mittlerweile als Auszeichnung. Er gehört zu den Menschen, die verlässlich den Mund auf machen, wenn es des Einsatzes für die Zivilgesellschaft braucht.

Wecker war immer einer, der das Leben in seine Arme riss, es in vollen Zügen auszukosten suchte, unablässig auf der Suche nach dem Paradies, aus dem er ebenso oft wieder vertrieben wurde. Geschliffen hat ihn das Leben, weiser gemacht haben ihn seine Niederlagen. Wie er selbst sagt, waren es die Irrungen und Verwirrungen seines Lebens, die ihn zu dem machten, der er heute ist: Eine facettenreiche Persönlichkeit, einen mittlerweile auch weisen Mann, friedliebenden Pazifisten und lautstarken Revoluzzer.

Doch Wecker kennt auch die leisen Töne der stillen Meditation. Ihm gelingt es wie kaum jemandem, diese scheinbaren Widersprüche in sich zu vereinen.

„Noch kriegt ihr mich nicht dran, es gibt noch viel zu viel zu tun, auf diesem Lorbeer, der erstickt und träge macht, will ich nicht ruhn“, sang er in den 1970er Jahren. Und das gilt bis heute. Chapeau, alter Freund, wie gut, dass es dich gibt!

Christa Spannbauer

Lesen Sie auch das Interview mit Konstantin Wecker auf Ethik heute: “Zum Mitgefühl gehört tiefe Selbsterkenntnis”

Christa Spannbauer (M.A.) ist Herausgeberin des Buches „Die revolutionäre Kraft des Mitgefühls“ von Konstantin Wecker und Bernard Glassman sowie Regisseurin des Films „Mut zum Leben. Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz“. www.christa-spannbauer.de

 

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare

Aktuelle Termine

Online Abende

rund um spannende ethische Themen
mit Referenten aus verschiedenen Disziplinen
Ca. 1 Mal pro Monat, kostenlos

Auch interessant

Foto: Joel Muniz I Unsplash

Wie viel Verschiedenheit verträgt Freundschaft?

Kolumne Beziehungsdynamiken Autorin und Familientherapeutin Mona Kino beantwortet in ihrer Kolumne “Beziehungsdynamiken verstehen” eine Frage zum Thema Freundschaften: „Muss man bestimmte Werte teilen, um Freunde zu sein? Oder wie geht man um, wenn man in wichtigen Punkten verschiedener Meinung ist?“
madochab/ Photocase

„Wir brauchen ein gesundes Schamgefühl“

Interview über ein schwieriges Gefühl Scham ist eine Grundemotion des Menschen und für die persönliche Entwicklung zentral, sagt die Philosophin Heidemarie Bennent-Vahle. Gleichzeitig wird Scham instrumentalisiert, im Politischen und Privaten. Wichtig sei, sich Schamgefühlen zu stellen. Eine wache Auseinandersetzung ermögliche mehr innere Freiheit.

Newsletter abonnieren

Sie erhalten Anregungen für die innere Entwicklung und gesellschaftliches Engagement. Wir informieren Sie auch über Veranstaltungen des Netzwerkes Ethik heute. Ca. 1 bis 2 Mal pro Monat.

Neueste Artikel

Getty Images/ Unsplash

Selbstregulation als Kompetenz stärken

Für eine neue Leitperspektive in der Bildung Selbstregulation soll ein neuer Schwerpunkt in der Bildung sein, so sehen es Wissenschaftler der Leopoldina. In ihrem 2024 veröffentlichten Papier raten sie dazu, entsprechende Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen zu stärken. Selbstregulation unterstütze das körperliche und geistige Wohlbefinden. Das Ziel ist, Verantwortung für die eigenen inneren Zustände zu übernehmen.
Dominik Lange/ Unsplash

Muss ich tun, was ein Sterbender will?

Ethische Alltagsfragen In der Rubrik “Ethische Alltagsfragen” greift der Philosoph Jay Garfield eine Frage dazu auf, wie man mit den letzten Wünschen von Sterbenden umgeht: “Kann man sich über Wünsche von Sterbenden hinwegsetzen?”
Cover Suzman, Sie nannten es Arbeit

Woher kommt unsere Arbeitswut?

Eine anthropologische Perspektive Der Anthropologe James Suzman untersucht in seinem Buch die Geschichte der Arbeit – von den Anfängen bis heute. Mit erstaunlichen Einsichten: Erst seit rund 10.000 Jahren steht Arbeit im Zentrum menschlichen Lebens. Im größten Teil der Menschheitsgeschichte reichten ein paar Wochenstunden, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Foto: Emma Dau, Unsplash

Darf man am Arbeitsplatz Gefühle zeigen?

Interview über Toxic Positivity am Arbeitsplatz Immer gut gelaunt, immer optimistisch? Toxic Positivity am Arbeitsplatz heißt der Trend. Danach muss man negative Gefühle verbergen – eine Folge des Drangs zur Selbstoptimierung, sagt Prof. Astrid Schütz. Sie rät, Gefühlen Raum zu geben und Optimismus gut zu dosieren.
Foto: Ufuk Arslan

Kategorien