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Achtsamkeit liegt im Trend. Sogar Deutschlands berühmter Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Das Thema, so resümiert Horx, wird wissenschaftlich erforscht, von Medien dankbar aufgegriffen und ist in den Bereichen Lebenshilfe, Psychologie und Gesundheit ebenso ein Thema wie in Kunst und Literatur.
Für einen Trend Achtsamkeit spreche auch, dass es in die „Business-Kultur vordringt“ und Firmen ihren Mitarbeitern Achtsamkeit zur Stress-Prävention anbieten. Aus Sicht von Horx geht es nicht um Wellness, sondern um innere, reflexive Prozesse: „die Arbeit der mentalen Selbstveränderung.“ Daher bedeute Achtsamkeit auch eine neue Freiheit. Hier geht es zu dem Artikel von Horx.
Verbreitung im Westen durch Jon Kabat-Zinn
Es war der amerikanische Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn, der Achtsamkeit in der westlichen Welt verbreitete. Er begründete Ende der 70er Jahre das achtwöchige MBSR-Training (Mindfulness-Based Stress Reduction, im Deutschen: Stressbewältigung durch Achtsamkeit genannt).
Kabat-Zinn definiert Achtsamkeit in seinem Buch: “Gesund durch Meditation – Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR” so: “die Bewusstheit, die sich durch gerichtete, nicht wertende Aufmerksamkeit im gegenwärtigen Augenblick einstellt”. Danach geht es darum, mit dem, was ist, präsent zu sein. Zu beobachten, wie alles, was einem begegnet, entsteht, eine Weile andauert und wieder vergeht.
Ursprünglich hatte Kabat-Zinn das Programm für Menschen konzipiert, die unter Stress, ja sogar burn-out leiden. Der Arbeitsalltag ist heute für viele von Hektik und hohem Termin- und Leistungsdruck geprägt. Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen. Achtsamkeit kann heilen, so Kabat-Zinn, und zwar nicht nur das Individuum, sondern die Gesellschaft als Ganzes. In einem längeren Interview mit Ethik heute sprach er über seine Vision der Achtsamkeit. Einen zehnminütigen O-Ton von Kabat-Zinn hören Sie hier.
Dr. Martina Aßmann, Arbeitsmedizinerin, Therapeutin und MBSR-Lehrerin hält Achtsamkeit deshalb für so wertvoll, weil diese Praxis eine Lücke zwischen Erfahrung und gedanklicher Reaktion entstehen lässt. So eröffne sich ein Freiraum, in dem die Erkenntnis gedeiht, dass Gedanken nicht die Realität sind. Dies sei der entscheidende Schlüssel, Leiden zu verringern, so die Ärztin. Genau diese Erfahrung machte Michaela Doepke in einem Retreat mit Kabat-Zinn, von dem sie in einem Artikel berichtet. Das achtsame Wahrnehmen, die Pausen und Stillemomente in längeren Praxisphasen ermöglichten, lebendig zu sein. Der intensive Kontakt lässt Wertschätzung für Mensch und Natur entstehen. Zum Erfahrungsbericht von Doepke.
Wie der Dalai Lama es sieht
Ursprünglich kommt die Achtsamkeit aus dem Buddhismus, wie die Indologin Jowita Kramer in einem Vortrag an der Universität Hamburg darlegte. In den verschiedenen buddhistischen Traditionen hat sie weitere Bedeutungen, die über das bloße Beobachten und nicht-bewertende Gewahrsein hinausgehen. Das Besondere ist, dass sie hier nicht als alleinige Praxis geübt wird, sondern im Zusammenhang mit Ethik und Weisheit steht.
Entsprechend definiert der Dalai Lama in seinem Buch „Rückkehr zur Menschlichkeit“ Achtsamkeit so: „Achtsamkeit ist die Fähigkeit eines Menschen, sich geistig zu sammeln und sich auf diese Weise auf seine zentralen Werte und seine innere Motivation zurückzubesinnen“.
Damit verknüpft der Dalai Lama Achtsamkeit und Ethik. In einem kurzen Text erklärt der Friedensnobelpreisträger, was er unter Ethik versteht: “die anderen als Brüdern uns Schwestern zu sehen” und die Interessen anderer stärker zu berücksichtigen. Achtsamkeit wäre also, sich immer wieder an die ethischen Werte zu erinnern und entsprechend zu handeln.
Ein neuer wissenschaftlicher Forschungszweig beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von MBSR und Ethik. Sozialpsychologe Simon Schindler von der Universität Kassel untersucht den Zusammenhang von Achtsamkeit und ethischem Verhalten. In Studien wurden Menschen, die Fleisch essen, mit Tierleid konfrontiert. Die „Achtsamen“ zeigten weniger Gewissensbisse und waren weniger bereit ihr Verhalten zu ändern. Fazit von Schindler: “Achtsamkeit macht uns nicht zu besseren Menschen”. Dies ist allerdings keine Aussage gegen die Achtsamkeit, sondern für die Ethik.
Die fünf Achtsamkeits-Übungen von Thich Nhat Hanh
Wenn man an Achtsamkeit denkt, kommt man an dem vietnamesischen Meister Thich Nhat Hanh nicht vorbei, dessen Buch „Wunder der Achtsamkeit“ ein Klassiker und in viele Sprachen übersetzt ist.
Für Thich Nhat Hanh steht Achtsamkeit nicht allein. Das Verweilen im gegenwärtigen Moment bewirkt, dass im Geist des Menschen Ruhe und Frieden einkehren. Diese ermöglichen ein tieferes Verstehen der Wirklichkeit und so entsteht Weisheit. Das ist aus seiner Sicht das Wesentliche bei der Achtsamkeit.
Ausdruck dieser Weisheit im Sinne eines tieferen Verstehens sind die fünf Achtsamkeits-Übungen, die Thich Nhat Hanh entwickelt hat: Leben schützen, großzügig sein, der achtsame Umgang mit Sexualität, liebevolle Kommunikation und der achtsame Konsum.
Sie scheinen zunächst ethische Regeln zu sein, wie sie in allen Weltreligionen vorkommen, etwa nicht zu töten und Leben zu schützen. Doch bei Thich Nhat Hanh sind sie weiter gefasst und drücken damit ein tieferes Verstehen der Vernetztheit allen Lebens aus. Artikel über die fünf Achtsamkeits-Übungen
Pater Steindl-Rast unterscheidet in einem Beitrag die Achtsamkeit von der „Rechten Achtsamkeit“. Die Praxis dürfe nicht dazu führen, das Ego aufzublähen, sondern solle eine tiefere Selbsterkenntnis ermöglichen. Rechte Achtsamkeit müsse dem Leben insgesamt dienen und Mitgefühl mit anderen und Dankbarkeit einschließen. Ein Artikel mit Zitaten von Steindl-Rast
Auch die buddhistische Meditationslehrerin Sylvia Kolk stellt die Achtsamkeit in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang. Achtsamkeit stelle das innere Gleichgewicht her, doch wir sollten sie nicht nur für uns selbst, sondern für die Gesellschaft als Ganzes üben: “Wir müssen die Achtsamkeit nach außen bringen”, so ihre Kernaussage.
Weisheitstraining: von der Achtsamkeit zur Weisheit
Das Netzwerk Ethik heute bietet ein interdisziplinäres Weisheitstraining an, das Achtsamkeit – sowohl im Sinne von MBSR als auch weiter gefasst – integriert und die Brücke zur Weisheit schlägt.
Das Training gibt Impulse für inneres Wachstum und bietet den Raum, sich mit wichtigen Lebensfragen aus verschiedenen Perspektiven zu beschäftigten. Referenten sind Philosophen, Therapeuten und Meditationslehrer. Die Workshops bestehen aus Wissen, Dialog und Meditation.
Das Weisheitstraining besteht aus vier Modulen:
Achtsamkeit und Selbsterkenntnis
Freiheit und Verbundenheit in vernetzter Welt
Die Module können einzeln belegt werden, Voraussetzung für den Einstieg in die Module 2 bis 4 sind Erfahrungen mit der Achtsamkeitspraxis. Die Module werden immer wieder angeboten.
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